Die versteckten Finder Dateien

Der Finder ist das Fenster für den Anwender zum Mac OS Betriebssystem und um bei dieser Metapher zu bleiben, somit das Equivalent zum Windows Explorer. Der Finder hat kleine Geheimnisse, die er dem oberflächlichem Betrachter von Mac OS unterschlägt. Er macht sich dazu eine Eigenschaft der UNIX Betriebssysteme zu Nutze, die Dateien, welche mit einem Punkt beginnen (dot_files), als »versteckt« markieren. Für einen UNIX versierten Benutzer ist diese Eigenschaft der dot_files lediglich eine Ansichtsoption, für den Benutzer der Mac OS GUI aka Finder jedoch sind diese Dateien tatsächlich versteckt. Ein Benutzer der die GUI nie verlässt wird lange mit diesen Dateien nicht konfrontiert werden.

Das ändert sich aber schlagartig, wenn sich der Benutzer zB einen am Mac angeschlossenen USB-Stick in einem Windows System anschaut. Sowohl im Finder wie auch im Windows Explorer kann man das Verhalten bzgl. der Anzeige der versteckten Dateien einstellen. Im Gegensatz zum Mac OS Finder aber kann man im Windows Explorer die Anzeige der versteckten Dateien sehr einfach aktivieren, was viele Windows Power User idR auch tun. Trifft nun ein Finder Jünger auf einen Windows Explorer mit aktivierter Anzeige der versteckten Dateien, wird er über einige Neuankömmlinge auf seinem USB-Stick erstaunt sein. Aber wie kommts?

.DS_Store

Desktop Services Store-Dateien: Diese Dateien tragen immer den Namen .DS_Store. Der Finder legt eine .DS_Store-Datei in jedem Ordner an, der jemals mit dem Finder geöffnet wurde, unter der Bedingung, dass der jeweilige Benutzer Schreibrecht für den in Frage kommenden Ordner hatte. Eine .DS_Store-Datei enthält alle Darstellungseinstellungen, die der Finder verwendet hat, als er den Ordner, der die Datei enthält, zum letzten Mal geöffnet hat. Zu den Darstellungseinstellungen gehört die Größe des Anzeigefensters des Finders, dessen Darstellungsart (Symbol, Liste oder Spalten), die Position der Symbole, die Sortiereinstellungen, Hintergrundbilder, Farbetiketten, und vieles Andere mehr. Die Ansichtseinstellungen des Finders werden entweder indirekt bestimmt, durch das Öffnen eines neuen Standardfensters, das gewisse Ansichtseinstellungen hat, oder ausdrücklich, über den Menüpunkt Darstellung → Darstellungsoptionen einblenden im Finder. Wenn eine .DS_Store-Datei entfernt wird, wird deren Ordner auf Standardeinstellungen für die Darstellung zurückfallen. Eine neue .DS_Store-Datei wird erstellt, wenn der Ordner mit dem Finder das nächste Mal geöffnet wird.1)

Man kann das Anlegen der .DS_Store auf Netzwerkvolumes verhindern:

$ defaults write com.apple.desktopservices DSDontWriteNetworkStores true

Soll diese Einstellung für jeden User gelten, müssen Sie diesen Befehl entweder unter jedem Useraccount ausführen oder eine Kopie der durch diesen Befehl neu erstellten com.apple.desktopservices.plist nach ~/Library/Preferences jedes Users kopieren. http://support.apple.com/kb/HT1629

.Spotlight-V100

Der Ordner .Spotlight-V100 enthält die Konfigurationsdateien und den Spotlight Index für das Volume. Dieses Verzeichnis ist nur mit Super User Rechten einsehbar. Beachten Sie diesbzgl. auch den Artikel -> Spotlight Index auf Wechseldatenträger deaktivieren.

.Trashes

Der Ordner .Trashes wird auf Volumes, die nicht das Startvolume sind, zur Aufbewahrung von in den Papierkorb gelegten aber noch nicht endgültig gelöschten Daten verwendet. Nun würde man dieses Verzeichnis eigentlich im Ordner /Volumes vermuten, was auch richtig ist, sofern mehrere Volumes aktiviert sind. Wenn aber von einem anderen internen oder externen Volume gebootet wird, ist das vorherige Startvolume in diesem Moment eben kein Start-Volume und bekommt ebenfalls einen .Trashes Ordner. Auf dem Start Volume gelöschte Daten werden hingegen in den Ordner .Trash im Homedirectory des Benutzers abgelegt. Beachten Sie diesbzgl. auch den Artikel -> Papierkorb auf Wechseldatenträger.

.fseventd

Der Files System Events Daemon (fseventd) überwacht das Dateisystem und sendet auf Wunsch eine Benachrichtigung an registrierte Programme, wenn sich ein Ordner oder dessen Inhalt ändert. Eine Funktion die zB AppleScript oder Automator Aktion für die Hotfolder Funktion genutzt werden kann. Umgekehrt kann ein Programm den Daemon befragen, welche Verzeichnisse sich seit einem bestimmten Zeitpunkt geändert haben. Damit das funktioniert, werden Protokolle geführt, die das System in .fseventd speichert. Will man diesen Vorgang aus zB Sicherheitsgründen oder auf einem Backup Volume unterbinden, muss man eine leere Datei namens no_log in .fseventd erstellen.

.localized

In Mac OSX sind die Verzeichnisnamen im Prinzip immer gleich. In einem Terminal heisst das Benutzer Verzeichnis zB immer /Users oder das Programm Verzeichnis immer /Applications. Das diese Verzeichnisse nun im Finder in der eingestellten Sprache (zB Deutsch: Programme → /Applications) angezeigt werden liegt daran, dass Mac OSX diese Namen nun anhand von Lokalisierungs Dateien (*.lproj) übersetzt2). Das hat den Vorteil, dass Apple oder Entwickler von Programmen das System bzw. ihre Anwendungen nicht in mehrere Sprachen übersetzen müssen, sonder einfach nur die Lokalisierungsdateien für die jeweilige Sprache bereitstellen müssen. Die leere Datei .localized in solch einem Verzeichnis zeigt dem Finder an, dass für dieses Verzeichnis eine Sprachvariante vorliegt.

.TemporaryItems

TemporaryItems in Mac OSX sind vergleichbar mit den \Tmp bzw \Temp Verzeichnissen unter Windows. Anders als in Windows, wo Anwendungen ihre temporären Daten in zentralen Temp-Verzeichnissen ablegen (und dort unnötigerweise meist liegen lassen), speichern Anwendungen in Mac OSX ihre temporären Daten in dedizierten Verzeichnissen ab. Dafür werden quasi »on the fly« .TemporaryItems Verzeichnisse angelegt, gefüllt, geleert oder wieder ganz gelöscht. Man sollte diese Verzeichnisse nicht gedankenlos löschen, denn idR werden sie bzw. die Inhalte von den Anwendungen benötigt. Sie können jedoch auf Datenträgern wie CDs, USB-Sticks etc. weggelassen bzw. gelöscht werden, sofern diese vorhanden sind.


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pronto 2010/05/23 14:15