Where you come from...?

»17.12.2009 Jebel Ali (Dubai) 25°13'45''N, 055°16'24''E 1200 UTC +4«

Dubai erreichten wir nach Einbruch der Dunkelheit und nach einer kürzeren Ankerpause auf der Warteposition kam schließlich gegen 2300 der Lotse an Bord und wir legten gegen 2400 in Dubai an. Gespannt verfolgten wir die Skyline Dubais mit den Ferngläsern und fragten uns wo die Stadt eigentlich anfängt und wo sie aufhört. Man hat scheinbar zwei aus Wolkenkratzern bestehende Stadtzentren, die über eine flach besiedelte Gegend miteinander verbunden ist. In der Mitte davon steht das charakteristische Hotel, welches in seiner einzigartigen Form nur mit Dubai in Verbindung gebracht werden kann. Am darauf folgenden Morgen musste ich leider feststellen, dass mein bester Freund an Bord gestorben ist; der Toaster war kaputt. Ein herber Schlag am frühen Morgen aber die Aussicht auf Landgang mit Internet und Süßigkeiten ließ den Verlust schnell zweitrangig werden. Der Kapitän händigte mir gegen 08:30 meinen Reisepass aus und ich sollte mich um 09:00 im Office auf dem Poopdeck mit dem örtlichen Agent in Verbindung setzen. Hier bekam ich die notwendigen Instruktionen: Ich sollte spätestens um 1700 wieder auf das Schiff zurückkehren; Unsere Anlegestelle ist: Beathnumber 41, Freezone, Jebel Ali Port. "Now I will bring you to the immigration office" sagte es und wir fuhren über ein Hafengelände unglaublichen Ausmaßes. Jebel Ali ist der größte von Menschenhand gebaute Hafen und der 13. größte Containerhafen der Welt. Das glaube ich gerne. Im Immigration Office geht es zu wie in jeder anderen Behörde dieser Welt. Eine Handvoll schlecht gelaunter Araber, teilweise quasi in Trachtenmode gekleidet, behandelte eine weitere Handvoll Seeleute, teils europäisch und teils asiatisch, so wie man es aus jeder deutschen Behörde auch kennt. Manche Dinge scheinen überall auf dieser Welt gleich zu sein. Ich hatte einen kleinen Vorteil, dass ich unseren Agenten der Rickmers Reederei dabei hatte, so musste der die ganze Prozedur über sich ergehen lassen, was ich mit einem leichten Grinsen im Gesicht beobachtete. Nach einer Stunde waren die Formalitäten erledigt, was sich mit zwei Stempeln in meinem Reisepass dokumentieren lässt. Der Reisepass wurde einbehalten und ein Shorepass ausgehändigt, den ich bei der Rückkehr wieder abgeben musste.

Der Agent brachte mich außerhalb des Hafens zu einem "Taxistand", wie er es nannte. Dabei war es ein wildes Gehupe und Gestikulieren mit sämtlichen Taxis die sich in unserer Nähe aufhielten. Am meisten aber hat mich das Hupen in einer Autoschlange vor einer roten Ampel amüsiert, was glauben die damit zu bezwecken? Das sich vor einem alles in Luft auflöst? Wenn es geklappt hätte, wäre ich auf jeden Fall dringend an dieser Vorrichtung interessiert gewesen. Hat es aber nicht und so habe ich quasi mitten auf der Straße das Fahrzeug gewechselt und bin mit einer, um mich diplomatisch auszudrücken, recht zügigen Fahrweise in die City gefahren. "For your safety please fasten your seatbelts" stand auf der Kopfstütze und das schien mir ein vernünftiger Tip zu sein, zumal eine unsympathische elektronische Frauenstimme den Fahrer ständig ermahnte "You are speeding, please slow down now". Schon auf dem Weg nach Dubai ist mir aufgefallen, dass sich mit Geld scheinbar nicht alles kaufen lässt. Der Stadt fehlt eindeutig eine Seele. Da werden Hochhäuser hingestellt und der Versuch jedes anderes aussehen zu lassen endet deutlich im Kitsch. Die künstlichen Palmeninseln kenne ich zwar nur von Fotos aber soweit ich das beurteilen kann, passen die sehr gut ins Stadtbild. Dubai hinterlässt auf mich nicht den Eindruck, als ob man hier unbedingt nochmal herkommen müsste. Außer vielleicht man möchte Geld verdienen oder hat genug davon um es auszugeben oder vielleicht auch beides; auf mich trifft jedoch weder das eine, noch das andere zu. Dubai ist ein Produkt von begrenzter Dauer. Ist das Erdöl erst mal verbraucht, bleibt von all dem nichts weiter übrig, als es schon immer gewesen ist – eine Wüste. "Let all work be done swiftly & nicely" war das Motto, welches an einer Halle im Hafen zu lesen war. Dem kann ich zustimmen, wer nur begrenzt Zeit zur Verfügung hat, hat wenig Spielraum für Fehler…

Was auch erstaunlich war, ist das unterschiedliche Verhalten der Menschen die hier leben. Dubai sollte mit einem Ausländeranteil von ca. 80% keine Probleme mit anderen Kulturen haben aber der arabische Konflikt mit der westlichen Welt ist auch hier zu spüren. Der erste Bewohner der mir über den Weg gelaufen ist, war ein fahrender Händler mit Dutyfree Waren in der Freezone des Hafens. Ausgehungert und nach Süßigkeiten lechzend stürzte ich mich sogleich auf den Wagen. Das erste was mich der Araber fragte war "Where do you come from?" und es war ganz offensichtlich, daß er mit meiner Antwort zufrieden war "From Germany? Germany is good, very good" ich machte wohl den Fehler mit einem T-Shirt der Weltausstellung in Santa Barbara USA auf arabischen Boden zu treten, mein Aussehen könnte problemlos ja auch den USA zugeordnet werden. "But Amerika is a really big problem, you know. They take everything and… and… and…" und ich habe mir aus Höflichkeit ca. eine viertel Stunde angehört, wie er Gift und Galle spukte und mir schon fast mit Tränen in den Augen eine Zeitung zeigte, auf der Präsident Georg W. Bush anläßlich des soeben stattfindenden Besuchs im Irak von Journalisten mit Schuhen beworfen wurde. Eine Maßnahme der ich beipflichten kann. "Can I pay with US-Dollar?" war eine für mich in Anbetracht dieses Gespräches schon unangenehme Frage, die ich stellen mußte "Certainly…" und nahm ganz selbstverständlich meine US-Dollar und verlangte für einen Dutyfree Shop auch noch unverschämt hohe Preise. Ich war aber angesichts meiner Durststrecke bereit jeden Preis für die paar Süßigkeiten zu bezahlen. Nachdem er mich dann noch über die Ungerechtigkeit der US Invasion im Irak aufgeklärt hat; dem ich zustimmen kann, wenn auch vermutlichen aus anderen Gründen; ließ ich ihn dann mit dem Ratschlag, daß es vermutlich clever wäre, zukünftig keine Dollar mehr anzunehmen und der Frage warum sein Land dem Irak denn nicht geholfen habe, alleine. Ich nutzte die Gelegenheit zu verschwinden als ein weiterer Kunde den Laden betrat, noch während er eine Antwort darauf gesucht hat. Es wird eben auch in Arabien nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird.

Es geht aber auch anders, wie ich nächsten Tag in Dubai City erfahren durfte. Ich habe dort fast ausschließlich freundliche Leute getroffen. In manchen Cafés war es selbstverständlich für eine begrenzte Zeit einen kostenlosen Internetzugang über deren Hotspot zu bekommen. Wenn man einen großen Cappuccino bestellt, kommt der in einem 0,5 Liter Krug und kostete nur knappe zwei Dollar. Es war im Supermarkt auch selbstverständlich die Rechnung mit zwei verschiedenen Währungen zu bezahlen. Ich legte bei einer Rechnung von ca. 130 Dirham meine restlichen Dirhams hin und bezahlte den Rest in Dollar und durfte mir auch noch das Wechselgeld aussuchen: "How you wish your change? In Dollar or Dirham, Sir?" Das hat mich dann doch beeindruckt. "In Dollar please, I leave Dubai still today." "And do you like it?" "I'm very astonished" erwiderte ich auf die Höflichkeiten, in der Hoffnung meinerseits ebenfalls höflich zu sein, ohne dabei lügen zu müssen. Nach einer abenteuerlichen, zweistündigen Taxifahrt mit etlichen Problemen im Hafen erst meinen Pass und dann mein Schiff wieder zu finden, kam ich dann am frühen Abend bei unserer Anlegestelle an und wir verließen Dubai dann am späten Abend. Ganz ohne Wehmut, ich habe nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben. Allerdings steht uns jetzt ein langer, langer Weg nach Singapur bevor…

Fortsetzung…

~~DISCUSSION:off~~

activities/worldtour08-09/dubai.txt (5793 views) · Zuletzt geändert: 2011/05/10 14:40 von wikisysop
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